Ein besonderer Dreh
Mit Ladesäulen will Wirelane in Zukunft viel Geld verdienen, ohne eine einzige Säule zu verkaufen. Gründer Constantin Schwaab erklärt das Geschäftsmodell.
ampere 4.2022
Einen Schritt weiter
Mit Ladesäulen will Wirelane in Zukunft viel Geld verdienen, ohne eine einzige Säule zu verkaufen. Gründer Constantin Schwaab erklärt das Geschäftsmodell.
Auf den ersten Blick erscheint die Idee nicht besonders clever: Das Unternehmen Wirelane entwickelt, installiert und betreibt Ladesäulen für Elektroautos und stellt diese zum Beispiel Hotels oder Betreibern von Gewerbeimmobilien kostenlos zur Verfügung. Dennoch verdient das Start-up aus München Geld. Jeder Betreiber einer Ladesäule kann sich die eingesparten CO2-Emissionen bescheinigen lassen und anschließend als Zertifikat an Mineralölunternehmen verkaufen. Dahinter steckt die Treibhausgasminderungsquote, mit der der Staat emissionsfreies Fahren fördern will. „Wir bündeln diesen Prozess für die Firmen, die unsere Ladeinfrastruktur nutzen“, sagt Constantin Schwaab. Das Geschäftsmodell ist für den Gründer von Wirelane daher die größte Innovation.
Schwaab selbst arbeitet an der Energiewende seit 2007 mit. Mit Eigen- und Fremdkapital baute er damals eine Photovoltaik-Anlage auf das Dach einer Firma, direkt neben dem Atomkraftwerk Gundremmingen. „Wir wurden damals belächelt, weil wir nur ein Megawatt Leistung hatten – und nun kommen 50 Prozent der Stromversorgung in Deutschland aus erneuerbaren Energien.“ Danach verdiente Schwaab viel Geld mit seinem nächsten Start-up: Der Kinokartenplattform Kinoheld, die er gewinnbringend verkaufte. Mit Wirelane ist er 2017 zum Thema Klimaschutz zurückgekommen. Die Ladesäulen, die das 65-köpfige Unternehmen herstellt, entsprechen dem Stand der Technik. „Wir haben uns von Anfang an vorgenommen, das Nutzererlebnis zu verbessern“, sagt Schwaab. „Wir legen außerdem viel Wert auf ein ausgefeiltes Lastmanagement.“
Wie viele andere Firmen leidet Wirelane allerdings unter dem Mangel an Halbleitern und Rohstoffen wie Aluminium. Zudem haben die rund 100 Betriebe, mit denen das Unternehmen deutschlandweit für die Installation zusammenarbeitet, zu wenig Fachkräfte. Trotz aller Herausforderungen: Im Jahr 2023 soll Wirelane zum ersten Mal schwarze Zahlen schreiben, in fünf Jahren will das Unternehmen laut Business-Plan dann neunstellige Umsätze machen.
Text: Marc-Stefan Andres
Dieser Artikel ist in der Ausgabe 4.2022 am 8. November 2022 erschienen.
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