24.12.2020
Die zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich erzielte Einigung zum Brexit ist für beide Seiten insgesamt positiv zu bewerten. „Es ist gut, dass sich die Verhandlungsparteien nach zähem Ringen auf ein Handelsabkommen geeinigt haben“, erklärt Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. „Allerdings kann das nur eine kurze Verschnaufpause sein. Die neuen Regeln müssen möglichst schnell umgesetzt werden, um unnötigen Schaden für Menschen und Wirtschaft – sowohl in den EU-Mitgliedsstaaten als auch im Vereinigten Königreich – abzuwenden. Gerade im Wettbewerb mit den USA und China und auch mit Blick auf die neue Freihandelszone in Asien müssen wir uns selbstbewusst und schlagkräftig positionieren.“
Trotz der Einigung steht zu erwarten, dass der Handel zwischen der EU und Großbritannien langfristig Schaden nehmen wird. „Wichtige Kundenbranchen der Elektroindustrie wie die Luft- und Raumfahrtindustrie, die Automobilindustrie sowie die Medizintechnik verringern bereits ihre Investitionen in Großbritannien. Auch im noch verbleibenden Geschäft muss von echter Just-in-Time-Lieferung auf eine Lieferung mit Warenhaltung umgestellt werden, da Bürokratie und immer wieder auftretende Probleme bei der Grenzabfertigung als dauerhafte Hindernisse zu betrachten sind“, so Weber.
Mit 9,8 Milliarden Euro war Großbritannien 2019 der achtgrößte Exportabnehmer der deutschen Elektroindustrie. Dem stand ein Importvolumen an elektrotechnischen und elektronischen Erzeugnissen von 4,2 Milliarden Euro gegenüber. Im laufenden Jahr 2020 sind die deutschen Elektrolieferungen nach Großbritannien bislang um 16 Prozent gesunken. Zwar ist dieser Einbruch nicht zuletzt der Corona-Pandemie geschuldet, allerdings hat hier auch die Unsicherheit über den Ausgang der Brexit-Verhandlungen eine Rolle gespielt, denn die gesamten Branchenausfuhren sind im gleichen Zeitraum weniger als halb so stark gefallen. In den Jahren 2013 bis 2017 lag Großbritannien im Exportabnehmer-Ranking der deutschen Elektroindustrie noch durchgängig an Nummer vier. Bis Ende dieses Jahres dürfte das Land weiter auf Position neun abfallen.