Presse

20.06.2024

ZVEI-Umfrage: Bevölkerung in Deutschland beim Höchstspannungs-Netzausbau klar pro Erdkabel und gegen Freileitungen

46/2024

  • Mehr als zwei Drittel bevorzugen für den Höchstspannungs-Netzausbau Erdkabel – nicht einmal jeder Fünfte für Freileitungstrassen
  • Debatte um Erdkabelvorrang unterschätzt den Willen der Bevölkerung – mehr als jeder Dritte würde sich Protestbewegung gegen HGÜ-Freileitungen anschließen
  • ZVEI bekennt sich zum Ziel niedriger Netzentgelte – Vermeidung von Konflikten leistet wichtigen Beitrag 

Die aktuell geführte Diskussion über das Aussetzen des Erdkabelvorrangs hat in der Bevölkerung kaum Rückhalt, wie eine Civey-Umfrage im Auftrag des ZVEI zeigt. Das Gegenteil ist der Fall: Erdkabel für den Höchstspannungs-Netzausbau stoßen deutschlandweit auf eine deutlich höhere Akzeptanz als Freileitungen. Rund 70 Prozent der Befragten bevorzugen die Verlegung von Erdkabeln gegenüber dem Bau von Freileitungstrassen. „Dieses Ergebnis zeigt eindeutig, dass die aktuelle Debatte zum Stromübertragungsnetzausbau an der Mehrheit der Bevölkerung vorbeigeführt wird und deren Meinung nicht einbezieht“, stellt Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung fest. Selbst wenn Freileitungstrassen die kostengünstigere Alternative wären, bleiben 80 % der Erdkabel-Befürworter bei ihrer Haltung pro Erdkabel. 

Umgekehrt wäre jeder dritte Befragte (35 %) bereit, sich einem Bürgerprotest anzuschließen, sollte in der eigenen Nachbarschaft eine Freileitungstrasse gebaut werden. Bei der Verlegung von Erdkabeln wäre dagegen mit so gut wie keinem Protest vor Ort zu rechnen (6 %). Mehr als zwei Drittel (68 %) stehen hinter dem 2015 beschlossenen Erdkabelvorrang beim Netzausbau. Weber: „Die Politik muss sich damit auseinandersetzen, dass die Menschen in Deutschland weiterhin mehrheitlich keine Freileitungen wollen, schon gar nicht in ihrer Nähe. Dieser Fakt wird in der aktuellen Debatte leichtfertig übersehen.“ Sollten Bundes- und Landesregierungen nunmehr den Erdkabelvorrang aufweichen, drohe erneuter Protest und ein abermaliges Ausbremsen des notwendigen Netzausbaus. Jede neue Verzögerung würde die bereits bestehenden Netzengpässe weiter verschärfen. Das Engpassmanagement löste im vergangenen Jahr bereits Kosten von über drei Milliarden Euro aus, die von den Stromkunden über die Netzentgelte zu tragen waren. Weber: „Der Umbau unseres Energiesystems darf nicht weiter verzögert werden, das kann sich Deutschland weder finanziell noch energiepolitisch leisten. Die Energiewende braucht gesellschaftliche Akzeptanz, die für Freileitungen offenbar auch heute nicht hinreichend vorliegt.“ Die hohen und womöglich sogar weiter steigenden Netzentgelte belasteten die Menschen und Wirtschaft. Weber: „Die Netzentgelte müssen sinken. Ein gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern vereinbarter und daher rascher Netzausbau, die konsequente Digitalisierung der Netze sowie die Flexibilisierung des Stromverbrauchs sind die hierfür geeigneten Instrumente.“ 

Über die Umfrage:
Civey hat im Auftrag des ZVEI Anfang Juni online 10.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die regionalen Ergebnisse sind repräsentativ auf Basis einer modellbasierten, statistischen Methode für kleine Datenräume. 
 

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