Europa & International
22.06.2020
Nach einem von der Corona-Krise noch weitgehend unberührten ersten Quartal hat die deutsche Elektroindustrie die Auswirkungen der Pandemie und des damit verbundenen Lockdowns im zweiten Quartal mit voller Wucht zu spüren bekommen. Inzwischen ist allerdings zu erkennen, dass es für Deutschland und die Länder der Eurozone zu einer Erholung kommen kann – so ein Ergebnis der vierten ZVEI-Umfrage zu den Auswirkungen des Corona-Virus auf die heimische Elektroindustrie. Während die USA noch mitten in der Corona-Krise stecken, erholt sich die Nachfrage aus China inzwischen wieder. Das sagen zwei Drittel der Mitgliedsunternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben.
Gleichwohl ist klar: Die Krise wird ein deutliches Minus hinterlassen. „Wie hoch dieses am Ende genau sein wird, können wir angesichts des sehr hohen Grades an Unsicherheit zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wirklich sagen. Aber es ist durchaus möglich, dass wir im Durchschnitt dieser breiten Branche auf Jahressicht Umsatzeinbußen in der Größenordnung von zehn Prozent werden hinnehmen müssen“, sagte ZVEI-Präsident Michael Ziesemer.
Noch berichten sehr viele Unternehmen von leichten Beeinträchtigungen in den Betriebsabläufen (knapp 90%), fünf Prozent sogar von schweren. Die Hälfte der Unternehmen hat ihre Produktionskapazitäten gekürzt, insbesondere in Deutschland (rund 40%) und Europa (rund 35%). Aktuell befindet sich ein Fünftel der Branchenbeschäftigen in Kurzarbeit. Die Mehrheit der befragten Unternehmen plant derzeit jedoch keinen Personalabbau.
Das jüngste Konjunkturpaket beurteilen drei Viertel der teilnehmenden Firmen positiv. „Es ist richtig, dass die Industrie in der Breite gefördert wird und nicht einzelne Produktgruppen“, erklärte Ziesemer. Beim Wiederhochlauf der Wirtschaft komme es darauf an, gezielt in emissionsmindernde Technologien sowie die digitale Infrastruktur und digitale Bildung zu investieren. „Nur durch Elektrifizierung und Digitalisierung können ambitionierte Klimaziele erreicht werden“, so der ZVEI-Präsident weiter. Wichtig sei dafür, dass der CO2-Preis steige, der Strompreis allerdings deutlich sinke. „Die geplante minimale Senkung der EEG-Umlage ist zu wenig. Mehr als zwei Cent/kWh sollte die EEG-Umlage nicht ausmachen. Perspektivisch sollte sie sogar abgeschafft werden.“
Der ZVEI hat darüber hinaus gefragt, welche Veränderungen nach dem Ende der Pandemie bleiben werden. Die Aufstellung ihrer Lieferketten wollen viele Firmen überdenken, machten die letzten Monate doch auch Anfälligkeiten des bisherigen Modells deutlich: So planen rund 30 Prozent, ihre Lieferketten regionaler auszurichten, ein Fünftel will die Lieferketten breiter aufstellen. Zehn Prozent wollen ihre Lagerkapazitäten demnächst erhöhen. Rund 70 Prozent der teilnehmenden Unternehmen gaben an, künftig vermehrt auf Homeoffice zu setzen.