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Europa & International
05.12.2024
Ab dem 1. Dezember 2024 treten in China Änderungen der Exportkontrollvorschriften für Dual-Use-Güter in Kraft. Diese Neuerungen basieren auf dem Exportkontrollgesetz (ECL) von 2020 und können Konsequenzen für Unternehmen mit sich bringen, die in China tätig sind oder mit chinesischen Produkten handeln.
Die Reformen sind Teil eines umfassenderen Trends, der durch die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China weiter verschärft wird. Unternehmen in der Elektro- und Digitalindustrie müssen sich auf diese Veränderungen vorbereiten, um ihre Geschäftskontinuität zu sichern.
Die neuen Vorschriften erweitern die bestehenden Kontrollmechanismen. Eine neue „Catch-All“-Bestimmung führt dazu, dass auch nicht gelistete Artikel genehmigungspflichtig sein können, wenn sie für sicherheitskritische Anwendungen vorgesehen sind. Die neuen Regelungen ähneln den US-amerikanischen „De-minimis“- und „Foreign Direct Product“-Regelungen und könnten auch Güter betreffen, die außerhalb Chinas mit chinesischen Komponenten oder Technologien hergestellt werden.
Unternehmen müssen zudem auf die Einführung einer „Watchlist“ und „Control List“ achten. Importeure und Endnutzer, die die Anforderungen nicht erfüllen, können auf diese Listen gesetzt werden, was zu Handelssanktionen führen kann. Dienstleister wie Logistikanbieter und E-Commerce-Plattformen sind verpflichtet, Verstöße umgehend an das chinesische Handelsministerium MOFCOM zu melden, um hohe Geldstrafen zu vermeiden.
Die neuen Vorschriften bieten jedoch auch Erleichterungen: Unternehmen können Einzellizenzen, Mehrzwecklizenzen und registrierungsbasierte Exportzertifikate beantragen. Firmen mit etablierten internen Compliance-Systemen könnten von Vorteilen bei der Lizenzvergabe profitieren.
Unternehmen sollten ihre Lieferketten und Compliance-Prozesse gründlich überprüfen. Es ist ratsam, Produkte zu identifizieren, die möglicherweise unter die neuen Vorschriften fallen, und sicherzustellen, dass interne Exportkontrollsysteme den neuen Anforderungen entsprechen. Schulungen der Mitarbeiter in Bezug auf die neuen Vorschriften sind ebenfalls unerlässlich.
Die Einführung der chinesischen Exportkontrollen fällt in eine Zeit verstärkter geopolitischer Spannungen. Die Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident und seine protektionistische Handelspolitik, einschließlich Zöllen auf chinesische und europäische Produkte, erhöhen den Druck auf europäische Unternehmen. Diese Entwicklungen könnten den Wettbewerbsdruck auf europäische Firmen verstärken und die Kosten in der Fertigung durch mögliche neue Zölle auf Rohstoffe wie Stahl und Aluminium erheblich erhöhen.
Die neuen chinesischen Exportkontrollvorschriften stellen einen Einschnitt für den internationalen Handel mit sensiblen Technologien dar. Sie erfordern proaktive Anpassungen von Geschäftsstrategien, insbesondere in der Halbleiter- und Elektronikbranche. Die gleichzeitige Einführung protektionistischer Maßnahmen in den USA schafft ein herausforderndes Umfeld, in dem europäische Unternehmen ihre Abhängigkeit von chinesischen Zulieferern und ihre Exportstrategien in die USA sorgfältig überdenken müssen. Die Elektro- und Digitalindustrie steht vor der Aufgabe, sich in einer neuen Ära von Handelsrestriktionen zu behaupten.