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21.10.2024
Europa steht im Wettbewerb mit anderen Wirtschaftsräumen. Die hohen Ansprüche der EU an Nachhaltigkeit dürfen gerade deshalb nicht zum Wettbewerbsnachteil werden – sondern müssen zur Chance für Innovationen und weltweit gefragte Produkte und Lösungen avancieren. Die Unternehmen jedenfalls haben sich auf den Weg gemacht, um ihren Beitrag zu leisten. Nun muss auch die Politik nachziehen und mehr Effizienz erlauben.
Unsere These:
Nur Innovationen garantieren Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit und Wohlstand verbinden
Mitte Juli erklärte Ursula von der Leyen in ihrer Bewerbungsrede vor dem Europäischen Parlament in Straßburg: „Unsere oberste Priorität sind Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit.“ Gleichzeitig schlug sie einen neuen „Clean Industrial Deal“ vor und versprach, Energiekosten zu senken sowie die Bürokratie zurückzufahren. Sie betonte aber auch, dass „wir Klimaschutz und eine gesunde Wirtschaft unter einen Hut bringen müssen“.
Das sehen auch die allermeisten Unternehmen in Deutschland so. Obwohl vor allem kleine und mittelständische Unternehmen unter detaillierten Berichtspflichten und wachsender Bürokratie leiden, stehen sie dem Thema „Nachhaltigkeit“ im Grundsatz keineswegs ablehnend gegenüber – ganz im Gegenteil: Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ von Haufe zeigt, dass Mittelständler Nachhaltigkeit mehrheitlich als Chance für ihre Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit betrachten.
Die Studie unterteilt die Unternehmen in vier Typen: „Wegbereiter“ machen rund 15 Prozent aus und betrachten Nachhaltigkeit als grundlegenden Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie – oft getrieben vom persönlichen Engagement der Eigentümer. In ZVEI-Familienunternehmen wie Beckhoff Automation (Seite 28) und Erbe Elektromedizin (Seite 34) gilt Nachhaltigkeit als Hebel zur Zukunftssicherung und wird aktiv genutzt, um Wettbewerbsvorteile zu generieren. Bei den „Routiniers“ (circa 30 Prozent) waren Stakeholder-Forderungen – von Investoren oder Gesetzgebern – Auslöser der nachhaltigen Ausrichtung. Die „Einsteiger“ machen 35 Prozent der mittelständischen Betriebe aus. Sie beschäftigen sich erst seit kurzer Zeit mit Nachhaltigkeit, vor allem weil Finanzierungen und öffentliche Aufträge immer mehr daran gekoppelt sind. Eine ambivalente Haltung zum Thema zeichnet die „Skeptiker“ aus, zu denen 20 Prozent der Mittelständler gehören. Sie reagieren hauptsächlich auf äußeren Druck: steigende Energie- und Materialkosten sowie die Erwartungen von Kunden und potenziellen Arbeitnehmern.
Die Unternehmen der Elektro- und Digitalindustrie gehören zu den Vorreitern der nachhaltigen Transformation unserer Wirtschaft – inspiriert von der Vision einer All Electric Society. Diese umfassende Elektrifizierung aller Lebensbereiche, insbesondere der Sektoren Industrie, Verkehr und Gebäude/Wohnen, unterstützen neun von zehn ZVEI-Mitgliedsunternehmen. Für sie ist die Elektrifizierung der zentrale Hebel für mehr Klimaschutz und Energieeffizienz.
Ebenfalls 90 Prozent der ZVEI-Unternehmen haben bereits selbst in Maßnahmen zur Effizienzsteigerung investiert. Allerdings macht es ihnen der Staat oft nicht einfach, in eine klimaneutrale Zukunft zu investieren: Mehr als die Hälfte der Unternehmen beklagt bürokratische Hürden wie lange Planungs- und Genehmigungsverfahren. 48 Prozent stören sich an mangelnden oder fehlgeleiteten regulatorischen Anreizen. „Wir brauchen einen verlässlichen Rahmen, der sinnvolle Investitionsentscheidungen treffen lässt“, fordert darum ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel.
Die Unternehmen im ZVEI sind bereit, den Nachhaltigkeitsvorreiter Europa auch zum Erfolgskontinent für „grüne“ Innovationen und Technologien zu machen. Und sie teilen die Vision der neuen EU-Kommissionspräsidentin von einem Europa, „das Wohlstand schafft, die Menschen schützt und die Demokratie verteidigt“. Das wird aber nur gelingen, wenn die Politik Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit klug miteinander verbindet. Dann können insbesondere die Technologien der Elektro- und Digitalindustrie zu echten „Game Changern“ werden.
Text: Christian Buck Fotos: Adobe Stock / Alberto Masnovo, Pexels / Pixabay, Pexels / Skitterphoto
Dieser Artikel ist in der Ausgabe 2.2024 am 14. Oktober 2024 erschienen.