Digitalisierung
30.01.2025
Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, unterstützt die Initiative der EU-Kommission, einen strategischen Dialog mit der Automobilindustrie zu eröffnen, unterstreicht aber die Notwendigkeit, das gesamte Ökosystem einzubinden.
„Dass die EU-Kommission in einen strategischen Dialog mit der Automobilindustrie eintritt, ist ein sinnvoller Schritt. Die Elektrifizierung des Straßenverkehrs war und bleibt richtig und muss auch in Deutschland wieder beherzter vorangebracht werden. Die erheblichen Effizienzvorteile gegenüber den anderen Klimaschutz-Alternativen sprechen für sich. Dazu muss das gesamte Automobil-Ökosystem in diese Beratungen zwingend eingebunden werden – also auch Chipindustrie, Leitungsbauer, Kabelausrüster, Batterieproduzenten und Ladesäulenhersteller.
Wesentlich für den Erfolg dieses Unterfangens sind für den Autofahrer niedrigere Strompreise durch Senkung der Netzentgelte und der Stromsteuer auf EU-Mindestmaß sowie der Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur. Gegenwärtig sind für jeden zweiten Haushalt in Deutschland die noch bestehenden Lücken in der Ladeinfrastruktur ein Hindernis, das von der Anschaffung eines E-Autos abhält. Immer noch fehlen bei rund einem Drittel aller Gemeinden die öffentlichen Normalladepunkte, drei Viertel stehen bei den Schnellladepunkten sogar noch vollkommen blank da. Dringend auszubauen ist auch die Ladeinfrastruktur in Mehrparteienhäusern in Großstädten: 2023 verfügten gerade einmal sieben Prozent mit mehr als zehn Stellplätzen über eine Wallbox oder eine Ladesäule. Das genügt nicht.
Für die Angebotsseite sind die Standortbedingungen für die Batterieindustrie und die Automobilindustrie entscheidend. Ungefähr ein Drittel des Gesamtwerts eines batterieelektrischen Fahrzeugs hängt an der Batterie. Bei der Ansiedlung von Unternehmen in Europa haben wir jedoch klare Standortnachteile gegenüber anderen Regionen, die vom strategischen Dialog thematisiert und einer Lösung zugeführt werden müssen. Ansatzpunkte sind auch hier der unverhältnismäßig hohe Strompreis, aber auch die mannigfaltigen wasser- und emissionsrechtlichen Auflagen. Nicht zuletzt dürfen wir gerade bei der Forschung im Batteriebereich nicht nachlassen. Während die Automobilhersteller weiter angehalten werden müssen, deutlich mehr attraktive Elektroautos auf den Markt zu bringen, dürfen ihnen aber auch nicht die dazu nötigen Mittel entzogen werden.“