Wegen des starken Wachstums in den vergangenen Jahren hat Erbe Elektromedizin 2017 mit den Planungen für ein neues Produktions- und Entwicklungsgebäude in Rangendingen südlich von Tübingen begonnen. Die mit 90 Millionen Euro größte Einzelinvestition der Unternehmensgeschichte vereint Produktentwicklung, Betriebsmittelbau, Produktion und Logistik auf rund 25.000 Quadratmetern Fläche – und enthält einen Reinraum. „Im Gegensatz zu den Chipherstellern geht es bei uns aber nicht um Staubpartikel, sondern um Bakterien, Viren und Pilze“, sagt Erbe. „Wir brauchen in der Produktion eine einheitliche Belastung mit Keimen, damit wir die Dosierung der Medien zur Sterilisation unserer Instrumente bestimmen können.“
Von Beginn an stand bei dem Neubauprojekt ein Thema ganz oben auf der Prioritätenliste: Nachhaltigkeit. „Wir wollten den Energieverbrauch beim Bau, aber auch während des späteren Betriebs so klein wie möglich halten“, erklärt Erbe. „Eine reine Holzkonstruktion war leider nicht möglich, weil wir uns in einem Erdbebengebiet der Stufe 3 befinden. Darum mussten wir das Innengerüst des neuen Gebäudes in Betonbauweise errichten. Für die Fassaden und in den Innenräumen haben wir aber konsequent Holz als Hauptmaterial genutzt.“ Auch die Optik des im Mai eröffneten Neubaus greift das Thema auf: Weil es in einer waldreichen Gegend steht, wurde das Gebäude wie ein liegender Baumstamm mit Rinde und Schnittfläche gestaltet.
Auf dem Dach ist eine der größten Photovoltaikanlagen der Region installiert: 2.800 Module mit einer Leistung von einem Megawatt produzieren jährlich 610.000 Kilowattstunden Strom und liefern so ein Drittel der Energie für den Betrieb. Den Rest steuert ein Blockheizkraftwerk bei, das mit CO₂-neutralem Biogas betrieben wird. „Wir sind dadurch beim Primärenergieverbrauch auf dem Niveau eines KfW-Effizienzhauses 40. Das bedeutet, dass unser Neubau nur 40 Prozent der Energie benötigt wie ein herkömmliches Gebäude gleicher Größe“, sagt Erbe. „Mir ist in ganz Deutschland kein anderes Industriegebäude bekannt, das diesen Standard erreicht. Darum erhalten wir auch immer wieder Anfragen für Besichtigungen – es ist uns also gelungen, ein Zeichen zu setzen. Denn wir wollten von Anfang an, dass unser Ansatz Nachahmer findet.“