22.04.2024
Trotz erster positiver Signale steht die deutsche Elektro- und Digitalindustrie vor einem herausfordernden Jahr. “Wir haben die konjunkturelle Schwächephase aus der zweiten Jahreshälfte 2023 ins neue Jahr mitgenommen, der Auftragseingang ist auch zum Jahresanfang weiter schwach“, sagte Dr. Gunther Kegel bei der Pressekonferenz des Verbands anlässlich der Hannover Messe. Einen ersten Lichtblick erkennt der ZVEI-Präsident allerdings im Geschäft mit China, dem größten Abnehmerland der deutschen Elektro- und Digitalindustrie. „In den ersten beiden Monaten haben die Ausfuhren um über 14 Prozent zugelegt. Das stimmt optimistisch für die vor uns liegende Zeit.“ Insgesamt gaben die Branchenausfuhren in den ersten beiden Monaten des Jahres leicht um minus 0,8 Prozent nach.
Trotz des schwierigen konjunkturellen Umfelds und der großen geopolitischen Unsicherheiten bleibt die Beschäftigtenzahl weiter hoch. Die Branche beschäftigt 900.000 Menschen in Deutschland – ein Zuwachs von rund 100.000 Stellen seit 2005. „Damit bleibt die Elektro- und Digitalindustrie – nach Köpfen – die zweitgrößte Branche des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland“, so Kegel. Mehr als 100.000 der Branchenbeschäftigten sind allein im Bereich Forschung & Entwicklung (F&E) tätig. Sie bilden die Basis für den Beitrag der Elektro- und Digitalindustrie zu technologischem Fortschritt und damit zu Wachstum und Wohlstand.
Diesen Beitrag hält die Branche mit ihren F&E-Aufwendungen hoch. „Während diese zwischen den Jahren 1990 und 2021 um 150 Prozent auf gut 22 Milliarden Euro gestiegen sind, lag der kumulierte Zuwachs bei den restlichen Investitionsausgaben hier nur bei zehn Prozent. Diese sehr unterschiedliche Entwicklung verdeutlicht einmal mehr, wo die Elektro- und Digitalindustrie ihre Investitionsschwerpunkte setzt – nämlich dort, wo es um Innovationen und technologischen Fortschritt und damit um die Zukunft geht“, so Kegel.
Zuletzt stiegen aber auch die Ausrüstungsinvestitionen auf neun Milliarden Euro. Eine Mitgliederbefragung des ZVEI zeigt zudem: Die Hälfte der deutschen Elektrounternehmen plant, 2024 deutlich mehr zu investieren als in den vergangenen drei Jahren. Weitere 35 Prozent wollen etwas mehr oder mindestens genauso viel investieren wie zuvor. Für 81 Prozent liegt ein Investitionsschwerpunkt vor allem auch in Deutschland.
„Die nächste EU-Kommission muss eine Kommission für Wettbewerbsfähigkeit, globale Partnerschaften und europäische Resilienz sein“, macht Dr. Kegel mit Blick auf die kommende Wahl zum Europaparlament deutlich. „Wir sind überzeugt: Europa kann mehr, man muss es aber auch lassen – und den Kontinent mit pragmatischen und demokratischen Lösungen unterstützen.“ Die europäische Industrie müsse vor dem Hintergrund geopolitischer Verschiebungen gestärkt werden, gerade bei Schlüsseltechnologien. „Der Binnenmarkt ist Europas größtes Pfund“, so Dr. Kegel weiter. „Um den anstehenden Herausforderungen mit eigener Wirtschaftskraft zu begegnen, ist es unerlässlich, diesen weiter zu harmonisieren.“ Darüber hinaus sei essenziell, die überschießende Bürokratisierung einzudämmen und komplexe Regelwerke zu entschlacken.
Das Positionspapier zum Download: www.zvei.org/fuer-europa
Der ZVEI ist überzeugt, dass Klimaneutralität nur durch eine umfassende Elektrifizierung von Wirtschaft und Gesellschaft auf Basis von grünem Strom erreicht werden kann. Aber: Wo steht Deutschland bei der Elektrifizierung? Wie stehen die einzelnen Sektoren da? Und was könnte die Elektrifizierung voranbringen? Der ZVEI bündelt diese und weitere Informationen im eMonitor, den er erstmals auf der Hannover Messe vorstellt. Der ZVEI-Stand ist prominent in Halle 11 und präsentiert mit der All Electric Society Arena und Exponaten zum Thema Digitaler Produktpass die Innovationen der Branche.
Der eMonitor ist ab sofort auch online verfügbar unter www.zvei.org/emonitor.