Presse

19.06.2024

Verbändebündnis fordert: Am Erdkabelvorrang festhalten

44/2024

  • Kehrtwende zum Freileitungsbau riskiert Bürgerproteste und weitere Verzögerungen beim Netzausbau
  • Erdkabel mit technischen Vorteilen: weniger Wartungsaufwand bei hoher Übertragungskapazität 

Der ZVEI spricht sich gemeinsam mit dem Kunststoffrohrverband (KRV) sowie den Verbänden GSTT und RSV dafür aus, beim Höchstspannungs-Netzausbau am Erdkabelvorrang festzuhalten und diesen nicht leichtfertig ohne Akzeptanzprüfung der Bevölkerung zugunsten von Freileitungen aufzuweichen. Der Erfolg der Energiewende hängt am raschen Ausbau der Stromübertragungsnetze in Deutschland. Dieser lässt sich störungsfreier mit Erdverkabelung erreichen. Der Erdkabelvorrang war 2015 von der damaligen Bundesregierung auch als Reaktion auf die massiven Bürgerproteste gegen Freileitungstrassen beschlossen worden, nachdem die Netzausbaupläne vier bis fünf Jahre hinter dem eigentlichen Zeitplan zurückgeblieben waren. Sollte der Erdkabelvorrang zurückgenommen werden, drohten erneute Bürgerproteste entlang der geplanten Trassen und abermalige Verzögerungen beim Netzausbau, wodurch zusätzliche Kosten entstehen könnten. Allein im Jahr 2023 betrugen die Kosten für das Engpassmanagement im Stromnetz (Redispatch) mehr als 3,1 Milliarden Euro, die bereits heute über die Netzentgelte auf die Stromkunden umgelegt werden.

Erdkabel weisen zahlreiche technische Stärken auf, die sie seit Jahrzehnten weltweit sowohl für Wechselstrom- als auch Gleichstromübertragung ausspielen. Die für die großen Übertragungsnetze vorgesehenen 525-kV-Erdkabel gewährleisten hohe Übertragungskapazität und sind gegenüber Temperaturschwankungen resistent. Darüber hinaus sind Erdkabel weniger anfällig gegenüber Wettereinflüssen, Sabotage und sonstigen Gewalteinwirkungen als Freileitungen. Dies ist auch vor dem Hintergrund klimatischer Veränderungen und der Zunahme von Starkwetterereignissen relevant. Hinzu kommt, dass Erdkabel im laufenden Betrieb weniger wartungsintensiv sind als Freileitungen. 

Ein weiterer Aspekt ist, dass die Wertschöpfungsketten für Erdkabel – anders als bei Freileitungen – nahezu vollständig in Deutschland und Europa liegen und damit einen wichtigen Beitrag zur industriellen Souveränität leisten. Dies stärkt die Resilienz der EU und schafft Unabhängigkeit von kritischen Lieferketten. Die Unternehmen der von den vier Verbänden vertretenen Branchen haben seit dem beschlossenen Erdkabelvorrang nochmals mehr als vier Milliarden Euro investiert. Aktuell werden die Korridorprojekte SüdLink und SüdOstLink in Erdkabeltechnologie ausgeführt. Im neuen Netzentwicklungsplan 2037 sind die Vorhaben DC 40, 41, 42 de facto als Erdkabel-Projekte genehmigt – die umsetzenden Unternehmen haben ihre Produktionskapazitäten darauf ausgerichtet.

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