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28.09.2021
Zahlreiche Medien weltweit berichten derzeit, wie sich Großbritannien durch den Brexit immer weiter ins wirtschaftliche Abseits manövriert. Als Beispiel wird dabei gerne die Bedeutung, die Großbritannien als Lieferland für Deutschland hat, herangezogen. So war es etliche Schlagzeilen wert, als das Statistische Bundesamt vermeldete, dass Großbritannien erstmals seit den 50er Jahren aus den „Top Ten“ der wichtigsten Lieferländer Deutschlands herausgefallen ist.
Die Elektroindustrie macht da keine Ausnahme – im Gegenteil. Allein 9 europäische Länder, 8 EU-Staaten und die Schweiz, liegen mittlerweile vor Großbritannien. Nahezu alle EU-Staaten weisen zweistellige Wachstumsraten auf, was allerdings nach dem ersten Pandemiejahr 2020 leicht zu erreichen ist. Großbritannien hingegen setzt auf den wirtschaftlichen Einbruch des Vorjahres einen weiteren – brexitbedingten - Einbruch von -16 Prozent drauf. Die Importe aus den Niederlanden, dem wichtigsten Durchgangsland für Lieferungen aus Großbritannien, stagnieren dabei auf hohem Niveau, da sie vom Niedergang des Handelspartners auf der anderen Seite des Ärmelkanals mit geschädigt werden.
Vor allem Osteuropa kann hingegen von zusätzlichen Investitionen und der Rückkehr zahlreicher Lastwagenfahrer aus Großbritannien profitieren, so dass die Handelsbeziehungen Deutschlands mit diesen Ländern auch unter Logistikaspekten einen deutlichen Schub erhalten haben. Insbesondere Rumänien scheint davon sehr zu profitieren und zieht mit einem Importwert von 2,9 Milliarden (Jan.-Juli 2021) um eine Milliarde an Großbritannien (1,9 Milliarden Euro) vorbei. Während die Importe aus Großbritannien zwischen Bürokratiedschungel und Fahrermangel zerrieben werden, läuft der Lieferverkehr aus Osteuropa problemlos.
Weitere wichtige Lieferländer der Elektroindustrie befinden sich traditionell in Asien, wobei neben den traditionell starken Elektrolieferanten China, Japan, Südkorea, Malaysia und Taiwan jetzt auch Vietnam an Großbritannien vorbeiziehen konnte. Die Importe aus den Philippinen und Thailand zeigen ebenfalls wieder steil nach oben und dürften bei dieser rasanten Entwicklung bald Großbritannien den Rang ablaufen. Die Importe aus den USA sind dagegen weiterhin rückläufig, aber immer noch auf hohem Niveau, was teilweise auf erhebliche Lieferengpässe im Luftverkehr und massive Preissteigerungen im Seeverkehr zurückzuführen ist.