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22.09.2022
Die Bauprodukten-Verordnung (engl. CPR = Construction Products Regulation) ist eine Rechtsverordnung der EU. Ihr Hauptziel ist es, EU-weit einheitliche Prüfstandards für Bauprodukte zu etablieren und einen einheitlichen Markt zu fördern. Ein neuer Entwurf zur Überarbeitung der CPR wurde Ende März von der Kommission vorgelegt. Er soll den Wandel hin zu einer grünen und digitalen Wirtschaft unterstützen. Ziel ist die umfassende Einbeziehung aller im Gebäude dauerhaft (mehr als zwei Jahre) verbauten Produkte und die Definition von „wesentlichen Anforderungen“ bzw. Prüfverfahren in Bezug auf „wesentliche Merkmale“ an diese.
Der neue Entwurf ist jedoch zu komplex, der Scope zu groß und der Übergangszeitraum (bis 2045) von der derzeit geltenden Fassung der CPR zu lang – so die Einschätzung des ZVEI. Die Macht der Kommission wird über eine Vielzahl von insgesamt 24 Möglichkeiten für delegierte Rechtsakte sehr groß. Umgekehrt kann die Kommission individuelle Maßnahmen der Mitgliedstaaten leicht verhindern. Der Entwurf bietet keine Antworten auf den gegenwärtigen „Stau“ bei den harmonisierten Normen für Bauprodukte. Die Kluft zwischen technologischem Fortschritt und den im EU-Amtsblatt zitierten und damit als harmonisiert geltenden Normen wird immer größer. Die Ausgestaltung der technischen Regelsetzung sollte dennoch bei den europäischen Normungsorganisationen verbleiben und nicht von der EU-Kommission wahrgenommen werden. Besonders wichtig ist aus Sicht der Elektro- und Digitalindustrie, dass die Anwendungsnormen für die Montage, Instandhaltung etc. von Bauprodukten aus dem Scope der CPR herausgehalten werden. Sie stellen keine Anforderungen an Produkte und sind zum Teil schon anderweitig unter europäischen Rechtsakten geregelt.
Gravierendes Problem ist der Stillstand in der Normung: Die zurzeit harmonisierten Normen bilden nicht mehr die aktuell allgemein anerkannten Regeln der Technik ab, hinken also dem technologischen Fortschritt hinterher. Für Produkte, die auf dem aktuellen Stand der Technik konzipiert wurden und im Markt bereits eingesetzt werden (zum Beispiel IP-Vernetzung, Internet/Cloud-Anbindung, Remote Service), gibt es keine harmonisierten Normen. Die Folge: Hersteller können für ihre Produkte nach der (noch) nicht harmonisierten, dafür aber aktuellen Norm kein CE-Kennzeichen anbringen. Das System der harmonisierten Normen verliert an Bedeutung, es wird ersatzweise zu anderen Maßgaben bzw. Zertifikaten gegriffen. Da die harmonisierten Normen im Anwendungsbereich der CPR jedoch verbindlich sind, müssen sie beachtet werden. Daraus resultiert ein internationaler Wettbewerbsnachteil: International werden die Normen an den aktuellen Stand der Technik angepasst, in der EU müssen die Hersteller ihre Produkte mit den (veralteten) harmonisierten Normen konform erklären. Nach den geltenden harmonisierten Normen eingesetzte Produkte erfüllen nicht die heute für Gebäude möglichen „state of the art“ Sicherheits- und Qualitätsmaßstäbe.