Die Gesundheitswirtschaft (GW) leistet mit einem Anteil von zwölf Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) und einer gesamtdeutschen Exportquote von acht Prozent weiterhin einen bedeutenden Beitrag zur Wirtschaftskraft in Deutschland. Die hohe Bruttowertschöpfung (372 Milliarden Euro) und der beständige Wachstumskurs macht die Branche zu einem Stabilisator und Wachstumstreiber der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Das belegen auch die aktuellen Daten der im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellten Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung.
Mit 22 Prozent der Bruttowertschöpfung der gesamten Gesundheitswirtschaft (81 Milliarden Euro) ist die industrielle Gesundheitswirtschaft (iGW) eine der größten und bedeutendsten Teilbranchen der GW in Deutschland. Dank ihrer Innovationskraft erzielt sie trotz starkem internationalen Wettbewerb Exporterlöse in Höhe von 119 Milliarden Euro (90 Prozent der Exporterlöse der gesamten GW). Innerhalb der industriellen Gesundheitswirtschaft leistet die Medizintechnik mit einer Bruttowertschöpfung von 15 Milliarden Euro (18,5 Prozent der iGW, vier Prozent der GW) konstant einen wichtigen Beitrag zum Wachstum der gesamten Gesundheitswirtschaft. Das zeigt sich auch in der seit 2010 kontinuierlich steigenden Exportquote, die 25 Prozent (30 Milliarden Euro) der deutschen Gesundheitswirtschaft ausmacht. Die MedTech-Branche ist damit auch ein wesentlicher Bestandteil der Wertschöpfungskette Gesundheit.
Deutschland braucht jetzt eine Strategie für die industrielle Gesundheitswirtschaft, damit die gute Position von heute nicht verloren geht. Die Erfahrungen in der Corona-Pandemie haben zum einen gezeigt, wie wichtig es für eine funktionierende und leistungsfähige Gesundheitsversorgung ist, dass Medizinprodukte und Arzneimittel auch in Deutschland und Europa produziert werden. Forschung und Entwicklung (F+E) in Deutschland und Europa anzusiedeln ist dafür eine wesentliche Voraussetzung. Zum anderen hat diese Krise die Bedeutung der Digitalisierung auch in der Gesundheitsversorgung verdeutlicht. Produkte und Lösungen für eine digitalisierte Gesundheitsversorgung können in Deutschland und Europa aber nur entwickelt werden, wenn auch die F+E der iGW Zugang zu Gesundheitsdaten ohne Personenbezug hat – und das auch auf EU-Ebene. Deutschland muss deshalb in der bald beginnenden EU-Ratspräsidentschaft den Aufbau des European Health Data Space (EHDS) vorantreiben, in dem dann auch deutsche Gesundheitsdaten verfügbar sein sollten. Weitere Unterstützung – und stärker als bisher – benötigt die Branche am Standort Deutschland auch für das Bestehen im internationalen Wettbewerb. Mit Blick auf den verschobenen Geltungsbeginn (um ein Jahr auf den 26. Mai 2021) der neuen EU-Verordnung über Medizinprodukte (MDR), muss diese Zeit genutzt werden, um praxisorientierte Lösungen für die Anwendung vieler bürokratischer Anforderungen der MDR an Bestandsprodukte zu finden.
Mit einer umfassenden Strategie kann auch der positive Beitrag, den die GW im Allgemeinen und die iGW im Besonderen zur Beschäftigung in Deutschland liefert, weiter ausgebaut werden:
Die Zahl der Arbeitsplätze in der Gesundheitswirtschaft bleibt stabil: Mit 7,5 Millionen Beschäftigten und einem Anteil von 17 Prozent am gesamten deutschen Arbeitsmarkt ist jeder sechste Arbeitsplatz in der Gesundheitswirtschaft angesiedelt. Innerhalb dieser ist jeder siebte Beschäftigte in der industriellen Gesundheitswirtschaft (iGW) tätig. Das entspricht einem Anteil von 14 Prozent an der gesamten Gesundheitswirtschaft und etwas über einer Million Erwerbstätiger in absoluten Zahlen.
In der MedTech-Branche bleibt die Anzahl der Erwerbstätigen ebenfalls stabil: 200.000 Beschäftigte sind hier tätig. Damit liegt der Anteil an den Erwerbstätigen der iGW bei 20 Prozent und der gesamten Gesundheitswirtschaft bei drei Prozent, was die Branche zu einem sehr wichtigen Bestandteil der Gesundheitswirtschaft macht.