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28.10.2021
Intelligentes Wohnen und digitalisierte Wohnimmobilien gewinnen gerade im aktuellen Diskurs um das umwelt-, ressourcen- und energieschonende Leben weiter an Bedeutung – aber auch mit Blick auf unsere immer älter werdende Gesellschaft spielen sie eine große Rolle.
Laut einer SmartLiving2Market Studie 2020 der Technopolis GmbH im Auftrag des BMWi haben allein in Europa 250 Millionen Wohngebäude ein enormes Potenzial für Smart-Home- und Smart-Building-Technologien sowie bereichsübergreifende Anwendungen und Dienste. Folglich wird erwartet, dass der globale Markt für Smart Living bis 2024 um mehr als 22 Prozent wächst. Das Forschungsprojekt ForeSight unter Leitung der Forschungsvereinigung Elektrotechnik beim ZVEI arbeitet daraufhin, intelligente und menschendienliche Smart-Living-Services leichter und kostengünstiger in Wohngebäude zu integrieren. Im Bereich der Gesundheitsversorgung kann das einen wichtigen Beitrag gerade bei der Assistenz oder Pflege in den eigenen vier Wänden leisten.
Im vergangenen dritten Quartal 2021 lag ein besonderes Augenmerk bei der Entwicklung der Plattform „ForeSight“ auf dem digitalen Zwilling zur strukturierten Datenverwaltung sowie auf grundlegenden KI-Methoden und deren Umsetzung in Basisservices. In dem Use Case „Lebensbegleitende Assistenz“ wurde dies erstmals im Bereich der Gesundheitsversorgung erprobt. Mithilfe des Einsatzes von neuronalen und regelbasierten KI-Methoden ist hier das Ziel, selbstständiges und sicheres Leben in den eigenen vier Wänden auch bei einem erhöhten Assistenzbedarf zu ermöglichen. Im Mittelpunkt der Forschung steht die Erkennung von grundlegenden Einzel- oder ganzen Tagesabläufen in Wohnungen und typischen Verhaltensmustern der Bewohnenden – realisiert als Basisservices. Dafür wurden bereits bewohnte Testwohnungen mit der entsprechenden Sensorik ausgestattet und eine Bedienoberfläche für die Steuerung eines Gesamtsystems entwickelt. Sollte es im gelernten “normalen” Tagesablauf zu Abweichungen kommen und die Haustüre beispielsweise ungewöhnlich lange offenstehen, erzeugen die integrierten Services ein Alarmevent und senden diese an die hinterlegte Plattform. Daraufhin wird automatisch eine Kette an weiteren Maßnahmen angestoßen: Ein cloudbasierter Sprachservice ermöglicht zunächst mit dem Bewohnenden Kontakt aufzunehmen und sich nach seinem Wohlbefinden zu erkundigen. Sollte eine Antwort des Befragten ausbleiben und die Türe weiterhin offenstehen bleiben, wird eine entsprechende Community über den ausgelösten Alarm informiert, um sich dem Fall anzunehmen.
Für die dazu notwendige sichere, vertrauenswürdige Cloud-Infrastruktur spielt Gaia-X eine zentrale Rolle, denn es gewährleistet in diesem Zusammenhang eine sichere und datenschutzkonforme Verwendung der Daten nach europäischen Wertvorstellungen. Der Smart-Living-Markt sieht sich derzeit noch mit wesentlichen Herausforderungen wie beispielswiese heterogenen Branchenstrukturen, einer fehlenden Skalierbarkeit und Semantik oder einer bisher noch schweren Integration von Daten und bestehenden Funktionalitäten konfrontiert. ForeSight reagiert auf diese Begebenheiten mit intelligenten Datenökosystemen auf Basis von Gaia-X. Mit der Entwicklung eines Gaia-X Smart Living Shared Data Space werden dem gesamten Smart-Living-Markt die nötigen domänenübergreifenden Dienste und Anwendungen unter Gewährleistung der semantischen Interoperabilität, Datensicherheit, Datenschutz oder Datenverfügbarkeit zur Verfügung gestellt. Zeitgleich schafft die Initiative geeignete Standardisierungsvoraussetzungen für die Verknüpfung der wachsenden Datenmengen und Datenquellen und fördert so die Entstehung weiterer KI-Anwendungen. Im Rahmen von ForeSight wird dies vor allem durch Kooperationen zwischen der Digitalwirtschaft, der Wohnungswirtschaft, der Elektroindustrie, der Technologieunternehmen für Gebäude, der Verbände, der Wissenschaft und dem Handwerk ermöglicht. Der Smart-Living-Markt erhält darüber hinaus die Chance, schnell und innovativ auf wichtige gesellschaftliche Fragen reagieren zu können und auch im internationalen Wettbewerb die Nase vorn zu halten.