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28.10.2021
Deutschland gehört zu den weltweit führenden Anbietern von Medizintechnik. Über 100.000 Beschäftigte zählt die Wachstumsbranche in Deutschland und erzielt mehr als zwei Drittel ihres Umsatzes im Exportgeschäft. Um diese gute Position Deutschlands und die hohe Wertschöpfung hier zu bewahren, muss sie jetzt aber gestärkt werden.
Die Hersteller sind mit einer Reihe von aktuellen Herausforderungen konfrontiert. Die Entwicklung kann zulasten der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit gehen, wenn nicht gegengesteuert wird. Der ZVEI hat deshalb gemeinsam mit anderen Verbänden der Medizintechnikindustrie in Deutschland ein „Zielbild Medizintechnik 2025“ formuliert. Im Mittelpunkt stehen folgende Herausforderungen, die die nächste Bundesregierung gezielt adressieren sollte:
Ein wichtiger Schritt sind klare und verbindliche Regeln zur Nutzung von Gesundheitsdaten für die industrielle Forschung und Entwicklung im Bereich Gesundheit. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass Unternehmen in Deutschland erfolgreich innovative digitale Anwendungen für die Gesundheitsversorgung entwickeln. Dabei muss die Beachtung des Datenschutzes und der Anforderungen der DSGVO auch in Deutschland kein Hindernis für die Arbeit mit Gesundheitsdaten sein. Andere Mitgliedstaaten der EU zeigen, dass beides miteinander vereinbar ist. Ergänzend dazu braucht es neue Wege und Modelle für die Zusammenarbeit zwischen Industrie und medizinischer Forschung. Denn für Medizinprodukte müssen in immer größerem Umfang klinische Daten aus der medizinischen Anwendung erhoben und bewertet werden. Das gilt insbesondere für innovative digitale Produkte und Anwendungen. Damit diese Daten begleitend zur Entwicklung gesammelt und ausgewertet werden können, müssen in der Industrie und der medizinischen Forschung Fähigkeiten entwickelt und rechtssichere Finanzierungswege gefunden werden.
Der Geltungsbeginn der neuen EU-Verordnung für Medizinprodukte (MDR) stellt die gesamte Branche in allen Mitgliedstaaten der EU vor große Herausforderungen. Alle Bestandsprodukte müssen einer neuen Konformitätsbewertung nach den Anforderungen der MDR unterzogen werden. Das gilt auch für Produkte, die sich in der medizinischen Anwendung bereits seit vielen Jahren bewährt haben. Dabei sind viele praktische Fragen zur Anwendung der neuen Verordnung noch unklar. Neben dem zusätzlichen Bedarf an Zeit und Personal müssen die Hersteller auch hier neue Fähigkeiten für die Umsetzung der neuen Forderungen aufbauen. Die Medizintechnikbranche braucht deshalb pragmatische Regelungen zum Umgang mit den Anforderungen der MDR und Unterstützung bei der Qualifizierung und Weiterbildung der Mitarbeiter für die zusätzlichen Aufgaben.
Medizintechnikindustrie entsprechend ihrer Bedeutung ressortübergreifend unterstützen
Um diese beiden zentralen Herausforderungen zu meistern, muss die nächste Bundesregierung koordiniert und ressortübergreifend handeln. Die Ressorts für Wirtschaft, Forschung und Gesundheit können nur gemeinsam darauf hinwirken, dass Deutschland zu den international attraktivsten Standorten für die Medizintechnikbranche zählt, seine Wettbewerbs- wie Innovationsfähigkeit erhält und ausbauen kann.
Dann kann es im Jahr 2025 in Deutschland eine forschungsstarke, leistungsfähige, wirtschaftlich gesunde und international wettbewerbsfähige Medizintechnik-Branche geben, deren Unternehmen innovative Produkte entwickeln und produzieren sowie auf dem Heimatmarkt und international erfolgreich vermarkten, weil in Deutschland und der EU die richtigen Rahmenbedingungen herrschen.