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01.08.2024

Trump und Inflation

Wähler mögen keine Inflation. Die Mittel, um sie wieder loszuwerden, liegen ihnen allerdings auch nicht besonders. Donald Trumps Kampagne zur US-Präsidentschaftswahl 2024 bewegt sich nicht zuletzt in diesem Spannungsverhältnis.

Einerseits macht er den amtierenden Präsidenten Biden für die hohen Preissteigerungen in den letzten Jahren verantwortlich. Andererseits kritisiert er die amerikanische Notenbank Fed für die hohen Zinsen, mit denen diese die Inflation bekämpft. Ob seine wirtschaftspolitische Agenda, die er in einer etwaigen zweiten Amtszeit wohl verfolgen würde, geeignet wäre, nachhaltig niedrige Inflationsraten zu befördern, darf bezweifelt werden.

Eher das Gegenteil könnte dann der Fall sein.

So hat Trump bereits merklich höhere Zölle angekündigt – etwa generell zehn Prozent auf sämtliche Einfuhren in die USA oder 60 Prozent auf Importe aus China. Zwar lässt sich kaum exakt vorhersagen, wie stark neue Zölle am Ende auf die Preise durchschlagen, weil ein Teil der Kosten auch von den ausländischen Lieferanten getragen werden könnte oder Wechselkurseffekte gegebenenfalls dämpfend einwirken. Ein Gutteil der Zölle dürfte aber in die Endkundenpreise überwälzt werden. Dies würde die Inflation dann direkt in die Höhe treiben. Immerhin könnte es hier bei Einmaleffekten bleiben, wenn die Zölle nicht ständig weiter erhöht oder immer wieder neue eingeführt würden.

In seiner Amtsperiode als 45. US-Präsident hatte Donald Trump 2017 eine Steuerreform durchgesetzt. Im Kern handelte es sich dabei um durch Schulden finanzierte Steuersenkungen. Man kann wahrscheinlich davon ausgehen, dass er die Steuerkürzungen, die in weiten Teilen Ende 2025 auslaufen, im Falle eines Wiedereinzugs ins Weiße Haus – wiederum auf Pump – verlängern wird. Diese letztlich expansive fiskalpolitische Maßnahme dürfte die Konsum- und damit die gesamtwirtschaftliche Nachfrage erhöhen und so preissteigernd wirken, zumal die amerikanische Volkswirtschaft seit mehr als zwei Jahren eine sehr geringe Arbeitslosenquote von um die vier Prozent hat und somit mehr oder weniger vollbeschäftigt ist.

Auch geplante Maßnahmen, welche die Angebotsseite betreffen würden, dürften eher auf mehr statt weniger Inflation hinauslaufen. Man denke hier an die beabsichtigte starke Beschränkung der Migration in die USA. Sie würde das Potenzial an Erwerbspersonen verringern. Diese fehlten dann am Arbeitsmarkt, wo heute schon Arbeitskräftemangel und somit Lohndruck herrscht.

Weniger Bürokratie könnte tatsächlich inflationsdämpfende Effekte entfalten, wenn Deregulierung dazu führt, dass Firmen sinkende Kosten am Ende an die Verbraucher weitergeben. Allerdings weiß man noch zu wenig über konkrete Vorhaben, sodass Schätzungen über Entlastungen hier schwierig sind.

Im Sommer 2022 war die US-amerikanische Inflationsrate in der Spitze über neun Prozent hoch. Seitdem ist sie auf rund drei Prozent runtergekommen. Zwar könnte sich der Weg bis zum Erreichen der eigentlichen Zielmarke von zwei Prozent noch als holprig erweisen. Dass man unter einer erneuten Präsidentschaft Trumps (schneller) dahin käme, ist indessen fraglich – zumal ihm die Unabhängigkeit der Fed jetzt auch nicht besonders am Herzen zu liegen scheint.  

Dr. Andreas Gontermann

Konjunktur & Märkte

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