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13.03.2019
Der amerikanische Dollar hat im vergangenen Jahr 2018 recht stark aufgewertet. Gegenüber einem breiten Korb mit Währungen aus aller Welt nahm sein Wert um sieben Prozent zu. Schenkt man etwa dem jüngsten Big-Max-Index der britischen Wochenzeitschrift The Economist Glauben, so ist der US-Dollar derzeit gegenüber nahezu jeder anderen Landeswährung fundamental überbewertet. Im Devisenhandel heißt es oft, was rauf geht, müsse auch wieder runter kommen. Die große Frage aber ist, wie sich eine Korrektur denn in etwa abspielen könnte.
Hinter der Erwartung einer perspektivischen Abwertung des Greenbacks steht die Überlegung, dass die USA eine außergewöhnliche Dekade mit hohem Wirtschaftswachstum durchlaufen haben, die jetzt allerdings so langsam an ihr Ende komme. So liefen die stimulierenden Effekte der Steuerreform aus; die Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank Fed hinterließen mittlerweile Spuren; niedrigere Ölpreise nähmen der Fracking-Industrie Anreize zu Investitionen; die Börsenkurse seien zu hoch; die Technologiekonzerne verwundbarer als früher usw. Kurz: Das amerikanische Wachstum werde relativ zu dem im Rest der Welt wieder zurückgehen.
Grundsätzlich kann dies auf zwei Arten und Weisen geschehen – indem das Wachstum in den anderen Ländern vergleichsweise stärker anzieht oder indem es in den USA relativ stärker fällt. Dabei ist das erste Szenario aus globaler Perspektive sicher das freundlichere. Hier würden die Handelsstreitigkeiten gelöst. Das Wachstum in China legte – auch aufgrund geld- und fiskalpolitischer Impulse in dem Land – wieder zu und zöge andere asiatische Volkswirtschaften und Schwellenländer mit. Davon profitierte nicht zuletzt der Euroraum. Der Brexit fiele weich aus; die Renditen von Staatsanleihen und Aktienkurse stiegen; es flösse wieder mehr Kapital in die Schwellenländer usf. Das heißt: Der Dollar fiele, weil sich etliche globale Risiken auflösen und deshalb andere Währungen wieder attraktiver werden.
Das zweite Szenario ist weniger schön. So könnten die Handelsstreitigkeiten auch ebenso eskalieren. Stimulierende Maßnahmen in China könnten verpuffen, weil zusätzliches Geld nicht konsumiert und investiert, sondern gespart wird. Andere Volkswirtschaften gerieten in den Abwärtssog. Anleger würden Schwellenländer meiden und sich von riskanten Vermögenswerten trennen usw. Der Dollar verlöre also an Wert, weil Investoren in besonders krisenbewährte Währungen wie den Schweizer Franken oder den japanischen Yen oder in Gold flüchten.
Freilich liegen zwischen diesen beiden extremen Szenarien viele weitere Möglichkeiten. Eine unmittelbare Kurskorrektur des Dollars dürfte auch insoweit nicht bevorstehen, als die Zinsen in Amerika bislang ja noch deutlich höher liegen als in anderen Industrieländern, sich die Handelsgespräche zwischen den USA und China nur langsam dahinziehen und die Konjunktur in der Eurozone abkühlt. Dies alles unterstützt den Dollar – noch. Gleichwohl raten nicht wenige Banken ihren Kunden bereits, ihre Portfolios gegen eine Abwertung des Greenbacks abzusichern.