Künstliche Intelligenz hält schon heute mit großen Schritten Einzug in die Produktion, zum Beispiel für die Wartung, die Qualitätskontrolle, in der Robotik oder für Nachfrageprognosen. Der nächste Sprung wird allerdings auf einer ganz anderen Ebene erfolgen: „Die faszinierendste Facette dieser Entwicklung ist die Möglichkeit, dass Menschen mit Maschinen in natürlicher Sprache kommunizieren können“, sagt KI-Expertin Doris Weßels, die als Professorin am Institut für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Kiel forscht und lehrt. „Dafür sind generative KI-Sprachmodelle wie Chat GPT die Grundlage.“ Ein Roboter, der in humanoider Gestalt und mit menschenähnlicher Sprache agiert, wird möglicherweise in der Fabrik zum Kollegen der Zukunft. Er dürfte besonders vielseitig einsetzbar sein, weil die generative KI sämtliche Verknüpfungen von Sprache, Bildern, Videos und Stimmen beherrscht.
Was heute noch nach Zukunftsmusik klingt, liegt bei der derzeitigen Innovationsgeschwindigkeit gar nicht mehr so fern, erklärt Weßels, die Aufregung um die innovative Technologie sei also durchaus berechtigt. Denn schon jetzt ist ein Multi-Milliardenmarkt für KI entstanden, der stetig weiter wächst. Die Technologie wird zudem für enorme Produktivitätsvorteile sorgen: KI kann laut einer Studie von McKinsey einen jährlichen Mehrwert von 2,6 bis 4,4 Billionen US-Dollar schaffen. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands liegt bei rund 4,1 Billionen US-Dollar. Gleichzeitig hat die Entwicklung enorme Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft. „Goldman Sachs schätzt zum Beispiel, dass weltweit 300 Millionen Arbeitsplätze durch diese Technologie wegfallen könnten, während McKinsey vorhersagt, dass in 20 Jahren nur noch die Hälfte der heutigen Tätigkeiten ausgeführt werden“, erklärt Weßels. Davon betroffen sind neben einfachen Büromitarbeitern auch hochqualifizierte Berufsgruppen: Juristen, Architekten, Programmierer und sogar Ingenieure.