Ein wichtiger Faktor für die Energiewende ist für ihn auch der Einsatz von Gleichstromleitungen, etwa um die Energie aus Offshore-Windparks in das Stromnetz an Land einzuspeisen. Das NordLink-Projekt, für das Hitachi Energy die beiden Konverterstationen in Norwegen und Deutschland gebaut hat, ist ein Beispiel dafür. Die 623 Kilometer lange Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsverbindung transportiert überschüssigen Strom aus Wind und Sonne von Deutschland nach Norwegen und aus den norwegischen Wasserspeichern in die andere Richtung. „Die Gleichstrom-Technologie hilft uns sehr dabei, möglichst verlustfrei zu arbeiten.“
Damit ist es aber noch nicht getan. Die Energie von unzähligen Erzeugern aufzunehmen und ins Netz zu speisen, erzeugt an anderer Stelle Handlungsbedarf. Es geht um die sogenannte Blindleistung, die dafür genutzt wird, um die nötige Spannung in den Stromnetzen zu regeln. Traditionell wurde diese von Großkraftwerken bereitgestellt, die in Deutschland im System gleichmäßig verteilt waren. Da Deutschland nun aber schneller und stärker als andere europäische Länder diese Kraftwerke außer Betrieb nimmt, hat sich der Bedarf an Blindleistung, die kraftwerksunabhängig eingespeist wird, stark erhöht. So entsteht hier auch der mit Abstand größte Markt für Lösungen wie elektronische Kompensationseinrichtungen: die sogenannten STATCOMs. Allerdings werden auch für diese Technik die Projekte nach Kundenvorgaben realisiert. Sind Standards in Sicht? Unterschiedliche Verbände auf nationaler und europäischer Ebene beschäftigen sich damit, Technologien zusammenzuführen, sagt Schumacher. Allerdings sei das nicht einfach, weil proprietäre Technik wie in vielen anderen Branchen auch Alleinstellungsmerkmale und Vorteile bietet.
Für Martin Schumacher sind die Herausforderungen in allen Bereichen groß. Er hält allerdings gar nichts davon, den Kopf in den Sand zu stecken, im Gegenteil. „Wir haben die Technologien, die momentan oft über Leuchtturm- oder Modellprojekte eingesetzt werden. Die Industrie braucht aber höhere Stückzahlen, damit es auch wirtschaftlich wird“, sagt Schumacher. „Wir müssen einfach dynamischer und schneller werden.“