Von der Bundesregierung wünscht er sich daher, dass sie nicht nur von ihren klimapolitischen Zielen her denkt und handelt, sondern konkret auch den Weg und die Ressourcen zu diesem Ziel beschreibt. Dazu müssten sich Politiker tief in die Halbleiterwertschöpfung einarbeiten. Nur dann verstehen sie, wieso Unternehmen die für den Klimaschutz nötigen Technologien nur entwickeln und herstellen können, wenn unter anderem die Energiepreise in Deutschland wettbewerbsfähig sind. Zudem müsse der arbeitsrechtliche Rahmen stimmen. Genehmigungsverfahren im Baurecht, aber auch bei der Forschungs- und Investitionsförderung sollten schlank und schnell ablaufen. „Bürokratie verursacht in Deutschland Standortkosten, die wir drastisch senken müssen“, fordert Enser. Politiker müssten auch verstehen, wie Hersteller, Zulieferer, Forschung und Logistik in der Halbleiterbranche vernetzt sein müssen, wofür sie Förderung und welche Infrastruktur sie brauchen.
„Wenn klar ist, was die Halbleiterbranche braucht, muss ein auf zehn, besser zwanzig Jahre angelegter Fahrplan erstellt werden, der pragmatisch und praxisnah beschreibt, wie wir die erforderlichen Bedingungen schaffen werden, um die deutsche Halbleiterindustrie wieder aufzubauen“, ergänzt Enser. Auf diesem Weg ließen sich gegenwärtige und künftige Fördervorhaben so zielgerichtet umsetzen, dass sie den größtmöglichen Hebel entfalten. Vorausgesetzt, die Politik halte an dem Plan über Regierungswechsel und Legislaturperioden hinaus fest. „Wir können es uns nicht leisten, nur in Vier-Jahres-Zyklen zu denken“, warnt Semikron-COO Bernd Enser. Entscheidend sei, dass eine Task Force die Arbeit an dem Fahrplan noch in der aktuellen Legislaturperiode aufnehme. Dann könnte innerhalb von zwölf bis 15 Monaten ein Konzept vorliegen, das sich in den folgenden zwei Jahren umsetzen lasse. „Bis 2025 oder ’26 könnten wir die deutsche Halbleiterbranche dann so stärken, dass sie wieder ein stabiles Fundament für unsere klima-, energie- und verkehrspolitischen Ziele abgibt und wir bei deren Erreichung nicht von Technologielieferanten in Asien abhängig sind“, erwartet Enser. Wenn die Bundesregierung für eine solche Arbeitsgruppe externe Expertise benötige, müsse sie nur fragen, wer sie unterstützt. „Sie wird bei Unternehmen und Verbänden auf gewaltige Hilfsbereitschaft stoßen“, versichert der Semikron-Geschäftsführer.