Gilda Sahebi ist als Trainerin von Anfang an dabei und hat das Curriculum des Schulungsprogramms mitentwickelt. Der Journalistin und Buchautorin ist es ein Anliegen, die „digitale demokratische Kultur“ zu befördern. Während der Schulungen erklärt sie zum Beispiel, wie Social-Media-Plattformen funktionieren, welche Rolle Algorithmen dabei spielen und wie sich Bilder und Videos überprüfen lassen. „Die Teilnehmenden wünschen sich neben der Informationsvermittlung auch viel Raum für Diskussionen und Gruppenarbeit. So sind wir mit der Zeit immer interaktiver geworden“, erklärt Sahebi. Nun wird zum Beispiel auch trainiert, wie Posts, die Verschwörungstheorien oder Beleidigungen enthalten, beantwortet werden können.
Noch wichtiger als die Wissensvermittlung findet Sahebi den Fokus auf das Verständnis für die Rolle des Menschen als Akteur in digitalen Diskussionen. „Ich glaube sehr an die Macht des Einzelnen, der die Kraft hat, Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen“, sagt sie. „Aber jeder muss selbst entscheiden, welchen Werten er folgt, welche politische Haltung er einnimmt und wie er sich ausdrückt. Darauf wollen wir keinen Einfluss nehmen.“ Vielmehr will sie über die Schulungen und Diskussionen das Bewusstsein für die eigenen Positionen steigern. Dazu gehört auch die Frage, ob man im Grunde recht behalten will oder bereit ist, zu lernen. Rechthaberei berge die Gefahr, sich selbst das Leben zur „emotionalen Hölle“ zu machen. Gelernt habe man schließlich nur dann etwas, wenn man sich eingesteht, dass man nicht recht hatte, meint die gebürtige Iranerin, die im Alter von drei Jahren nach Deutschland kam.
Falsch findet es Sahebi, sich generell zurückzuziehen, wenn Hass die Chats im Internet bestimmt oder Falsch-informationen die Diskussionen im Netz maßgeblich beeinflussen. „Wir dürfen doch nicht zulassen, dass Menschen, die sich demokratischen Grundprinzipien widersetzen, den ganzen Diskurs allein bestimmen. Die Mehrheit der Menschen ist nicht hasserfüllt und orientiert sich viel mehr an Werten wie Liebe und Mitgefühl.“
Mehr über den BC4D und das Training im ZVEI lesen Sie auch im Doppelinterview mit Gilda Sahebi und ZVEI-Mitarbeiterin Silke Sichter: "Es geht um Wertschätzung"