A1, A5, B626 – und nun auch A9 oder A91. Nicht durch Verkehrsmeldungen rücken diese Fernstraßen in das Zentrum eines der potenziell größten Infrastrukturvorhaben Deutschlands. Vielmehr wird auf aktuell drei, künftig vier Strecken ein Oberleitungssystem für Lkw getestet. Die Idee ist simpel: Über einen Fahrdraht über der rechten Spur wird der Lkw fortlaufend mit regenerativ erzeugtem Strom versorgt. Die Batterie an Bord dient lediglich als Puffer, etwa für Überholvorgänge oder den Weg von der Abfahrt zum Entladepunkt.
Auf einem rund fünf Kilometer langen Teilstück der A5 zwischen Frankfurt und Darmstadt läuft der Testbetrieb bereits seit dem Frühjahr 2019. „Mit dem Aufbau konnten wir nachweisen, dass das Gesamtsystem unter realen Bedingungen auf deutschen Autobahnen funktioniert“, sagt Hasso Grünjes, bei Siemens für den E-Highway, eine Lösung für dynamisches Laden, verantwortlich. Ihn wundert das nicht, denn das System stütze sich auf die von der Bahn-Elektrifizierung bekannte Technik. Ein wesentlicher Unterschied besteht in der relativ geringen Spannung von 670 Volt, mit der die Lkw versorgt werden. Aus Sicht von Grünjes lief der Testbetrieb bislang reibungslos: „Es gibt nicht viel, was wir künftig anders machen würden.“ Auch einige spektakuläre, aber nicht durch das System verursachte Verkehrsunfälle – bei einem brannte ein Fahrzeug unter der Oberleitung aus – hätten lediglich gezeigt, dass die Sicherheitssysteme sehr gut funktionierten und die Rettungskräfte unbeeinträchtigt arbeiten konnten.