Dass deutsche Firmen Technik nach Kanada liefern, hat Tradition. „Gerade im Bereich von Elektronik und Elektrotechnik gibt es seit jeher eine starke Partnerschaft“, sagt Yvonne Denz, Geschäftsführerin der Deutsch-Kanadischen Industrie- und Handelskammer. Neben der Windkraft sieht sie in den kommenden Jahren vor allem Chancen rund um das Thema Energie. „Alle Provinzen haben realisiert, dass sie ihre Netze ausbauen müssen“, so Denz.
Ein weiteres Standbein der kanadischen Industrie soll in Zukunft die Batterieproduktion sein. Denn in den Böden dort liegt alles, was für E-Autos gebraucht wird: Lithium, Nickel, Kobalt und Seltene Erden. Laut einer Analyse von Bloomberg New Energy Finance hat Kanada bei den Rohstoffen sogar eine bessere Ausgangsbasis als China. Diese Vorkommen will man in den nächsten Jahren erschließen – und im Land verarbeiten. „Das Ziel ist, eine komplette Wertschöpfungskette aufzubauen, von der Mine bis zur Batterie“, so GTAI-Experte Steinacher.
Die ersten E-Vorstöße laufen: Der japanische Autobauer Honda hat zugesagt, für elf Milliarden US-Dollar vier neue Produktionsstätten für Elektrofahrzeuge in Kanada zu errichten. Ford investiert ebenfalls in einen neuen Montagekomplex, und die Volkswagen-Tochter PowerCo plant in Ontario ein Batteriewerk. Die Lieferkette für Batteriematerialien steht allerdings noch nicht. „Die Preise für Batterierohstoffe sind für viele Investoren zu niedrig, um in Nordamerika neue Minen-Projekte zu starten“, erklärt Steinacher. Und vom Mineralienfund bis zur Inbetriebnahme einer Mine können fünfzehn bis zwanzig Jahre vergehen.