Auf einen Blick - Online

„Diagnose und Eingriff in einem Raum“

Ein Hybrid-OP verbindet Chirurgie und Bildgebung. Jörg Leonhardt, Leiter des Produktmanagements bei Ziehm Imaging aus Nürnberg, berichtet im Interview über die Herausforderungen und Chancen des Ansatzes.

Wie hat sich das Interesse an Hybrid-OPs in den vergangenen Jahren entwickelt?

Das Interesse ist nach wie vor sehr groß. Hybrid-OPs sind das am stärksten wachsende Segment bei Ziehm mit jährlichen Steigerungsraten von rund zehn Prozent. Denn sie ermöglichen zahlreiche – insbesondere minimalinvasive – Eingriffe in Gebieten wie Gefäß-, Herz, Wirbelsäulen- und Hirnchirurgie. Hier bietet der Hybrid-OP den großen Vorteil, dass man Diagnose und Eingriff im gleichen Raum durchführen kann. Derzeit ist das Interesse aber etwas verhaltener, weil die Kliniken sich angesichts der Krankenhausreform mit Investitionen sehr zurückhalten.

Im Hybrid-OP befindet sich eine Menge Technik. Wie kompliziert ist es, ihn zu planen und zu bauen?

Das ist tatsächlich keine einfache Aufgabe. Man muss sich vorher fachübergreifend sehr genau überlegen, welche Operationen durchgeführt werden sollen und welche Technik – vor allem welche bildgebenden Verfahren wie Röntgen, CT oder MRT – man dafür benötigt. Darum hat der ZVEI vor Kurzem eine herstellerübergreifende Planungshilfe zur Einrichtung eines Hybrid-OP veröffentlicht, die man kostenfrei herunterladen kann. Eine besonders große Herausforderung ist die Integration eines Hybrid-OPs in ein Bestandsgebäude. Hier stellen sich viele Fragen: Sind die Decken tragfähig genug für CT- oder MRT-Geräte? Lässt sich der Hybrid-OP sinnvoll in die bestehenden Verkehrswege innerhalb der Klinik integrieren? Hat man genug Platz zur Verfügung, auch für den baulichen Strahlenschutz, etwa mit Bleiplatten in den Wänden? Im Neubau ist das alles natürlich deutlich einfacher.

Eine besonders große Herausforderung ist die Integration eines Hybrid-OPs in ein Bestandsgebäude. Hier stellen sich viele Fragen.

Jörg Leonhardt

Ziehm Imaging

Was geschieht, wenn eines der Geräte ausgetauscht werden muss?

In der Praxis sehen wir das zurzeit in vielen Kliniken, in denen die erste Generation der bildgebenden Geräte ausgetauscht wird. Manchmal macht aber auch beispielsweise ein Wasserschaden den Austausch erforderlich. Bei mobilen Geräten ist das recht einfach, weil man sie einfach aus dem Raum rollen kann. Sind die Geräte hingegen fest eingebaut und steht eine grundlegende Renovierung an, hat man einen hohen Installationsaufwand, und der Umbau kann bis zu sechs Monate dauern. In solchen Fällen wenden sich Kliniken oft an uns mit der Bitte, ihnen mobile Geräte zu leihen, mit denen sie einen herkömmlichen OP zum temporären Hybrid-OP umwandeln können.

Welche technischen Neuerungen werden bald Einzug in den Hybrid-OP halten?

Aktuelles Thema sind 3D-CT-Aufnahmen mit einem C-Bogen-Gerät. Es wird um 180 Grad um den Patienten geschwenkt, und aus den einzelnen Aufnahmen setzt der Computer dann eine dreidimensionale Darstellung zusammen. Sie ist unter anderem die Grundlage für die Navigation des Chirurgen im Körper und den Einsatz von OP-Robotern. Ein weiterer aktueller Trend ist die Bildfusion, bei der man Verfahren wie Röntgen, CT, MRT und Ultraschall kombiniert. 

 

Text Christian Buck | Bild Ziehm Imaging/ Jörg Leonhardt

 

Dieser Artikel ist Teil der Ausgabe 2.2024, die am 14. Oktober 2024 erscheint ist.



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