War es Ihr Wunsch oder eher eine Pflicht, als nächste Generation ins Unternehmen zu gehen?
Frederike Beckhoff: Es wurde uns nie als Pflicht aufgebürdet. Unser Vater hat uns immer die freie Entscheidung gelassen, was wir machen wollen. Aber natürlich wird man mit diesem Unternehmen groß, es ist quasi das dritte Kind der Familie. Wir kennen die ganzen Menschen, seitdem wir kleine Kinder waren. Wir haben mit ihnen früher Fußball gespielt oder in der Kantine Zeit verbracht. Darum hatten wir auch Lust, in diese Familie einzutauchen und die Firma mitzugestalten – im gleichen Geist, der die ganze Zeit schon herrschte – und dieses Gefühl nachhaltig weiterzutragen.
Johannes Beckhoff: Nach meinem Physikstudium war ich schon ein bisschen traurig, die wissenschaftliche Welt zu verlassen. Aber am Ende habe ich mich dann auch fürs Unternehmen entschieden – und bereue es auch nicht, denn aus technologischer Sicht sind dieses Unternehmen und die Automatisierungstechnik nicht weniger herausfordernd und interessant als die Kern- und Teilchenphysik.
Herr Beckhoff, wie haben Sie es geschafft, Ihre Kinder fürs Unternehmen zu begeistern?
Hans Beckhoff: Man darf als Unternehmer nicht nach Hause kommen und jammern. Stattdessen muss man spannende Geschichten erzählen. Sonst können die Kinder ja keinen positiven Eindruck gewinnen. Natürlich habe ich die Realität im Unternehmen dargestellt – aber eben auch die wirklich tollen Möglichkeiten aufgezeigt, die man als Unternehmer hat.
Sie haben schon angedeutet, dass sich das Unternehmen verändern muss. Gibt es schon neue Akzente, die die nachfolgende Beckhoff-Generation setzen will?
Frederike Beckhoff: Natürlich gibt es unterschiedliche Ansätze, weil ich, mein Bruder und unser Vater unterschiedliche Personen sind. Wir haben teilweise eine verschiedene Sicht auf die Welt, was uns aber insgesamt weiterbringt. So tragen manche Dinge inzwischen unsere „Handschriften“. Ich bin zum Beispiel gerne strukturiert und geradeheraus – hier kommt die Kauffrau in mir durch. Gleichzeitig gebe ich den Kolleginnen und Kollegen viel Freiheit. Wichtig ist hier aber, die Balance zu halten. Sonst gleitet man schnell ein bisschen ins „Chaos“ ab.
Johannes Beckhoff: Ich bin im Unternehmen mehr in der Technologie unterwegs. Dort trägt am ehesten unser neues Transportsystem auf Basis von Magnetschwebetechnologie, das ich mitentwickelt habe, meine Handschrift. Wichtiger ist aber vielleicht, dass ich nicht aus der Automatisierungstechnik komme. Darum hinterfrage ich viele als selbstverständlich betrachtete Dinge, vor allem aus technologischer Sicht. Oft höre ich: „Das war vor 30 Jahren der Stand der Technik, den wir seitdem weiterentwickelt haben.“ Aber natürlich haben sich die Technologien seitdem enorm verändert, und mit den Innovationen aus der Halbleiterwelt und der IT-Welt lassen sich auch die Aufgaben der Automatisierungstechnik neu lösen.