Mitte Juli erklärte Ursula von der Leyen in ihrer Bewerbungsrede vor dem Europäischen Parlament in Straßburg: „Unsere oberste Priorität sind Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit.“ Gleichzeitig schlug sie einen neuen „Clean Industrial Deal“ vor und versprach, Energiekosten zu senken sowie die Bürokratie zurückzufahren. Sie betonte aber auch, dass „wir Klimaschutz und eine gesunde Wirtschaft unter einen Hut bringen müssen“.
Das sehen auch die allermeisten Unternehmen in Deutschland so. Obwohl vor allem kleine und mittelständische Unternehmen unter detaillierten Berichtspflichten und wachsender Bürokratie leiden, stehen sie dem Thema „Nachhaltigkeit“ im Grundsatz keineswegs ablehnend gegenüber – ganz im Gegenteil: Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ von Haufe zeigt, dass Mittelständler Nachhaltigkeit mehrheitlich als Chance für ihre Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit betrachten.
Die Studie unterteilt die Unternehmen in vier Typen: „Wegbereiter“ machen rund 15 Prozent aus und betrachten Nachhaltigkeit als grundlegenden Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie – oft getrieben vom persönlichen Engagement der Eigentümer. In ZVEI-Familienunternehmen wie Beckhoff Automation (Seite 28) und Erbe Elektromedizin (Seite 34) gilt Nachhaltigkeit als Hebel zur Zukunftssicherung und wird aktiv genutzt, um Wettbewerbsvorteile zu generieren. Bei den „Routiniers“ (circa 30 Prozent) waren Stakeholder-Forderungen – von Investoren oder Gesetzgebern – Auslöser der nachhaltigen Ausrichtung. Die „Einsteiger“ machen 35 Prozent der mittelständischen Betriebe aus. Sie beschäftigen sich erst seit kurzer Zeit mit Nachhaltigkeit, vor allem weil Finanzierungen und öffentliche Aufträge immer mehr daran gekoppelt sind. Eine ambivalente Haltung zum Thema zeichnet die „Skeptiker“ aus, zu denen 20 Prozent der Mittelständler gehören. Sie reagieren hauptsächlich auf äußeren Druck: steigende Energie- und Materialkosten sowie die Erwartungen von Kunden und potenziellen Arbeitnehmern.