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„Wünsche mir, dass das Unternehmen in Familienbesitz bleibt“

Christian O. Erbe leitet Erbe Elektromedizin, das von seinem Ururgroßvater gegründet wurde. Nachhaltigkeit ist ihm ein besonderes Anliegen – auch bei der Unternehmensführung.

Herr Erbe, Sie konkurrieren als Familienunternehmen mit anderen Herstellern weltweit. Mit welchem Alleinstellungsmerkmal sichern Sie Ihren Erfolg?

Wir integrieren verschiedene Technologien wie Elektrochirurgie, Gefäßversiegelung, Plasmachirurgie, Kryochirurgie und Hydrochirurgie in unsere Produkte. Der Chirurg muss darum während einer Operation nicht ständig die Geräte wechseln, was teilweise sehr aufwändig ist. Das erleichtert seine Arbeit und ist auch für den Patienten schonender. Damit punkten wir bei unseren Kunden.

In den vergangenen zehn Jahren ist Ihr Umsatz um 140 Prozent gestiegen, auch die Beschäftigtenzahl hat sich mehr als verdoppelt. Wie kam es zu diesem starken Wachstum?

Vor allem unsere Instrumenten-Sparte hat im Umsatz stark zugelegt. Früher haben wir zumeist Generatoren geliefert, an die unsere Kunden die Instrumente verschiedener Hersteller anschließen konnten. Inzwischen entwickeln und stellen wir auch immer mehr dieser Instrumente selbst her – und zwar in unserem neuen Kompetenzzentrum für medizintechnische Instrumente in Rangendingen.

Wir wollten im Sinne ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit eine Pionierleistung abliefern.

Christian O. Erbe

Erbe Elektromedizin

Gutes Stichwort! Mit dem Neubau haben Sie sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Was wollten Sie alles erreichen?

Wir wollten im Sinne ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit eine Pionierleistung abliefern. Und das ist uns auch gelungen! Durch die Nutzung ökologischer Baustoffe für das Tragwerk und die Fassade haben wir ein hohes Maß an CO₂ bindende Materialien verwenden können. Und durch den Einsatz von Photovoltaik und Biogas erreichen wir im Betrieb den Standard „KfW Effizienzhaus 40“. Wir haben zudem gemeinsam mit unseren Planern alle Prozesse in Produktion und Logistik optimiert. Außerdem ist es uns gelungen, eine optimale Arbeitsumgebung für unsere Mitarbeitenden zu schaffen. Darum sind wir mit dem neuen Kompetenzzentrum rundum nachhaltig aufgestellt.

Rechnet sich der hohe Aufwand auch?

Natürlich war der Neubau etwas teurer als bei konventioneller Bauweise. Ich bin mir aber sicher, dass er sich über seine Lebensdauer rechnen wird. Und noch etwas ist mir wichtig: Als wir vor sieben Jahren mit der Planung begonnen haben, konnten wir nicht wissen, dass einige Jahre später kein russisches Gas mehr nach Deutschland fließen würde. Umso froher bin ich heute darum, dass wir mit Sonnen- und Bioenergie auskommen.

Die Investition in das neue Kompetenzzentrum soll Erbe Elektromedizin fit für die kommenden Jahrzehnte machen. Wie nachhaltig haben Sie die Unternehmensnachfolge geregelt?

Ich leite das Unternehmen in der fünften Generation und wünsche mir natürlich, dass auch die sechste Generation Verantwortung übernimmt. Teilweise ist sie auch bereits als Gesellschafter aktiv. Wer nach mir die Geschäftsführung übernehmen wird, ist allerdings noch nicht entschieden. Wegen unseres starken Wachstums habe ich 2020 erstmals unternehmerisch denkende Führungskräfte in die Geschäftsleitung aufgenommen, mit denen ich gemeinsam das Unternehmen führe. In der Geschäftsleitung sind wir auf diese Weise sehr gut aufgestellt. Wir können in Zukunft deshalb beide Wege gehen – die Geschäftsführung durch die Familie oder durch ein externes Management. Viel wichtiger ist jedoch, dass Erbe Elektromedizin in der Besitzstruktur ein Familienunternehmen bleibt.

 

Text Christian Buck | Bild Erbe Elektromedizin

 

Dieser Artikel ist Teil der Ausgabe 2.2024, die am 14. Oktober 2024 erscheint.


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